Von gestörter Sprachentwicklung wird gesprochen, wenn es zu deutlichen zeitlichen Verzögerungen und/oder anders als normal verlaufenden Entwicklungen in mehreren sprachlichen Bereichen kommt. Entscheidend ist hier der individuelle Sprachentwicklungsstand im vierten bis spätestens fünften Lebensjahr. Spricht ein Kind dann noch deutlich auffälliger oder weniger als andere Kinder, sollten dringend Fachleute zur Beratung mit einbezogen werden.
Die Entwicklung der sprachlichen Kompetenzen sind stets im Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung eines Kindes zu sehen. Die Entwicklung von Sprache und Kognition stehen in einem engen Zusammenhang.
Schülerinnen und Schüler mit dem sonderpädagogischen Förderbedarf Sprache brauchen sonderpädagogische Unterstützung, um ihr vorhandenes kognitives Leistungspotential ausschöpfen und damit die schulischen Anforderungen bewältigen zu können.
Ebenen der Sprachentwicklung
Auf folgenden Ebenen kann die Sprachentwicklung verzögert verlaufen, oder nachhaltig beeinträchtigt werden:
Störungen der Aussprache (Sprachwahrnehmung und -produktion)
z.B.: swein statt Schwein; fosch statt Frosch; dedaufen statt gelaufen; abel statt Gabel; tut ma tiele tinda statt kuck mal viele Kinder, sowie Fehlbildungen von einzelnen Lauten und Lautverbindungen (s, sch, r, gr, kr, br usw.)
Störungen der Wort- und Bedeutungsebene (passiver und aktiver Wortschatz, Sprachverständnis, Bedeutungsentwicklung- und Begriffsbildung)
z.B.: Wortverständnis für Einzelwörter (Nomen, Verben, Präpositionen etc.); Verständnis komplexer Sätze; Verständnis von Begriffen; Wortbedeutungen; Verhalten bei Nichtverstehen; Merk- und Speicherfähigkeit; Vermeidungsstrategien; Ersatzwörter; Umschreibungen
Störungen der grammatischen Ebene
z.B.: falsche Satzbildung und Formveränderung (der hat gegesst; du nehme das; Löffels, die Kindern; in den Tisch geschreibt…); Verwendung von Ein- und Zweiwortsätzen, kurze unvollständige Aussagen u.v.m.
Ebene der Kommunikation und Interaktion (Sprachhandeln) Redefähigkeit, Redefluss
z.B.: Stottern oder Poltern (überhastetes Sprechtempo); Sprechhemmungen, Kommunikationsstörungen; Mutismus (Schweigen bei grundsätzlich vorhandener Sprachfähigkeit); nonverbale Kommunikationsstörungen
Neurologisch oder organisch bedingte Sprach- und Sprechstörungen
z.B.: Aphasien, Apraxien, LKGS-Spalten, Stimmstörungen
Probleme im Schriftspracherwerb
z.B.: Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (LRS); Buchstabenverwechslungen, fehlende Rechtschreibstrategien, fehlende Vorläuferfähigkeiten (phonologische Bewusstheit, visuomotorische Fähigkeiten), die im Zusammenhang mit einer bestehenden Sprachentwicklungsverzögerung stehen.